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Samstag, 25. September 2010

Erste Glücksgefühle in der Wüste

So, nach der allgemeinen Einleitung will ich in diesem Eintrag ein bisschen persönlicher werden, bevor ich dann nächste Woche ein paar psychologische und methodische Effekte anspreche.

Ich würde mich inzwischen als sehr glücklich bezeichnen. Wieso? Weil ich seit einiger Zeit jede Woche mindestens einmal, manchmal sogar fast jeden Tag ein absolutes Glücksgefühl empfinde. Das hat ganz zufällig und sporadisch angefangen in den ersten Wochen meiner Weltreise. Ich war in Namibia im Damaraland auf der "Patrol Week". Also nach einer Woche "Mauern bauen" in der Wüste wurden wir Freiwilligen von der Organisation EHRA (Elephant Human Relations Aid) dadurch belohnt, dass wir eine Woche mit dem Jeep durch die Wüste gefahren sind, und Wüstenelefanten beobachtet haben, manchmal von morgens bis abends, machmal auch nachts im Camp.
Manu auf dem Jeep
Dabei habe ich mich gern (wie Manuela im Bild oben) auf das Dach des Jeeps gesetzt, den Blick über die atemberaubende Felssteppenlandschaft (siehe Bild unten) schweifen lassen und Klavierkonzerte von Mozart gehört. In Wirklichkeit waren die Farben noch viel beeindruckender als man unten auf dem Bild sieht. Leider haben meine Fotographiekünste nicht dafür ausgereicht, das einzufangen.
Damaraland, Namibia


















Und diese unbegrenzten Weiten ließen sehr viel Raum und Ruhe dafür, die Gedanken streunen zu lassen. Und diese Ruhe wird auf harmonische aber doch raumfüllende Weise vor allem von den Andantes des ersten und fünften Klavierkonzerts erfüllt.

Natürlich sind derartige Erlebnisse immer sehr individuell und persönlich, aber in diesen Wochen ist mir so einiges zum ersten Mal aufgefallen, was mich glücklich macht, nämlich die richtige Musik und einzigartige Landschaften. Und die erste Ahnung beschlich mich, dass die Kombination von emotional aufgeladenen Sinneseindrücken für mich größer ist als die Summe seiner Teile.

Dienstag, 21. September 2010

Ein paar Fragen

Wie sollte mein Blog anders anfangen, als mit einer Statistik: Nach einer repräsentativen Umfrage von TNS im Auftrag des Spiegel bezeichnen sich nur 19% aller Deutschen als sehr glücklich, 81% aber nicht. Natürlich gibt es wie zu fast allen Themen auch Umfragen mit anderen Ergebnissen, aber es gibt wohl sehr wenige Menschen in Deutschland, die behaupten würden, dass wir Deutschen sehr glücklich sind, und auch in internationalen Glücksvergleichsstudien liegt Deutschland meistens weltweit nicht in der Spitzengruppe.

Und solange nicht 100% sehr glücklich sind, gibt es einen Grund, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Ich schreibe dieses Blog vor allem, um meine Erfahrungen mit dem glücklich werden und sein zu reflektieren und mich darüber auszutauschen mit meinen Freunden und Bekannten und mit allen möglichen Menschen, die auch glücklich sind oder es sein möchten. In diesem Eintrag möchte ich vor allem ein paar Fragen aufwerfen und einige Thesen aufstellen, die ich im Laufe der Zeit diskutieren möchte.

Aus internationalen Vergleichen kann man immer viel lernen. Daher werfen wir mal einen Blick auf Wikipedia:
Einiges Aufsehen erregt hat z. B. die 1998 erschienene weltweite Studie der London School of Economics and Political Science, aus der eine Rangliste der Einzelstaaten gemäß Glücksempfinden der Befragten abgeleitet wurde. Demnach lagen mit Bangladesch, Aserbaidschan, Nigeria, PhilippinenIndien solche Staaten auf den ersten fünf Plätzen, die weder eine fortgeschrittene Industrialisierung aufwiesen, noch zu den im Bevölkerungsdurchschnitt gut bemittelten zählten. Überraschend und erklärungsbedürftig schien, dass die Menschen in den Industrieländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen demgegenüber deutlich abfielen (Großbritannien an 32., Frankreich an 37., Deutschland an 42., USA an 46. Stelle).[22] 
Dass Glück verstärkt bei denen anzutreffen sein soll, die oft um die Erfüllung von Grundbedürfnissen wie Nahrung, Wasser, Kleidung, Wohnung und eine medizinische Grundversorgung noch zu kämpfen haben, hat Skepsis geweckt bezüglich der Erhebungsmethoden und der Ergebnisauswertung dieser Befragung. Die Berliner Zeitung berichtete beispielhaft über das Ergebnis einer Vor-Ort-Recherche im November 2000: „Europäische Forschungsreisende der jüngeren Zeit sahen, rochen und fühlten das Elend Bangladeschs und kamen zu dem Schluss: ‚Das ist kein Leben.’ Aber fragen wir die dürre kleine Frau im zerrissenen Sari, die bei Sonnenuntergang in den Ruinen des uralten buddhistischen Klosters von Paharpur im Nordwesten Bangladeschs hockt. […] ‚Mir geht es gut, ich esse zweimal am Tag.’ Zweimal, das ist in der Tat nicht schlecht. Und sie lacht so, dass der Blick auf ihre Zahnstummel vollständig frei ist. Weder Frau Mujahi noch ihr 23-jähriger Sohn Musun haben je ferngesehen, sie wissen nicht, welches Glück Weichspüler für Frotteetücher verheißen oder welches Gefühl von Freiheit eine bestimmte Automarke vermittelt. Wenn sie Geld hätte, würde Frau Mujahi den Sohn verheiraten oder seine Nachtblindheit behandeln lassen. Aber unglücklich? Nein, nein. ‚Very, very happy’ sei sie, selbstverständlich, sie lebe ja, und zwar in einer Familie und ‚unter dem großen wunderbaren Himmel’“.[23] 

Also wieso ist die Frau aus Bangladesch so glücklich? Liegt es daran, dass sie sich um die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse sorgt? Liegt es daran, dass sie in der Schule nie gelernt hat, kritisch zu sein und sich differenziert mit ihrer Lage auseinanderzusetzen? Oder, wie der Artikel schreibt, dass sie nicht weiß, welches Glück Weichspüler für Frotteetücher verheißen oder welches Gefühl von Freiheit eine gewissen Automarke?

Weiter schreibt Wiki:
Glücksvergleiche dieser Art sind mit dem Problem behaftet, dass unterschiedliche Kulturen das Glücksempfinden erheblich beeinflussen: „Japaner sind notorisch unzufrieden, Mittelamerikaner eher fröhlich. […] US-Bürger lassen sich kaum davon erschüttern, dass die Reichen schnell reicher werden, während der Rest Amerikas stagniert – weil sie an das amerikanische Versprechen glauben: Wer sich anstrengt, kommt nach oben. Kontinentaleuropäer empfinden das anders. Die Haltung zum Risiko unterscheidet sich diesseits und jenseits des Atlantiks: Amerikaner leben leichter damit als Europäer.“[24]

Die Erklärung im letzten Abschnitt lehne ich aus dem einfachen Grund ab, weil sie keinen Erklärungswert liefert. Was lernen wir denn daraus? Wie können Japaner denn glücklicher werden? Indem Sie ihre Kultur ändern? Na das hilft. Und wie werden wir glücklicher? Indem wir an das amerikanische Versprechen glauben? Ok, ich glaub ich fühle es schon.... Nein, ich glaube, wir sollten schon versuchen, die kulturellen Unterschiede zu beleuchten und daraus logische Schlüsse zu ziehen:

Für mich gibt es hierzu einige sehr naheliegende Hypothesen: Vielleicht liegt es ja zum Teil einfach nur daran, dass das Individuum in Japan sehr wenig Freiheiten hat und sehr viel von der Gesellschaft vorgeschrieben bekommt, von der Berufswahl z.T. sogar bis zur Partnerwahl, also in hohem Maße fremdbestimmt ist. Fremdbestimmung bedeutet, dass man das tun muss, was andere einem vorschreiben, und nicht das, was man selbst gerne tun würde. Die Vermutung liegt nahe, dass das weniger glücklich macht. Das Beispiel von den USA weist noch eine weitere Komponente auf: Abgesehen von der Selbstbestimmung herrscht hier eine can-do-Kultur ("Du kannst es schaffen") vor, die individuelles Glück darüber hinaus weiter begünstigt. Dies führt dazu, dass die Menschen viel mehr ausprobieren, damit zwar viel mehr Risiken eingehen, öfter scheitern, aber dadurch eben auch mehr erreichen. Außerdem stehen sie nach dem Scheitern auch öfter wieder auf und versuchen es noch einmal oder etwas neues. Sie tun viel mehr das, was sie wollen, ganz eben im Gegensatz zu Japan. Und dieses mehr erreichen macht sie auch glücklicher, besonders da sie es ja selbst wollen.

Mein Zwischenresümee nach diesem Abschnitt lautet also, dass Menschen glücklicher sind, wenn sie über ihr Schicksal selbst bestimmen, also nicht fremdbestimmt sind, und glücklicher werden, wenn sie ihre Träume versuchen zu leben, also versuchen das umzusetzen, was sie wollen.

Wikipedia schreibt weiter:
In der Summe zeigen auch die vielfältigen internationalen Erhebungen, dass Glück und Glücksempfinden von vielerlei Einflussfaktoren abhängen, insbesondere von individueller Wahrnehmung und soziokulturellem Umfeld. So erklärt sich auch das sogenannte Wohlstandsparadox, in dem zum Ausdruck kommt, dass trotz einer durchschnittlichen Einkommensvervielfachung[28]

Das Wohlstandsparadox ist auch nicht ganz so paradox, wie es auf den ersten Blick scheint. Viele Menschen finden es unverständlich, dass wir nicht glücklicher werden, wo wir doch so viel "reicher" geworden sind, also mehr konsumieren können. Dafür sind aber einige rationale Erklärungen denkbar:
1) Mehr Konsum macht nicht glücklicher
2) Die Menschen müssen z.B. durch Werbung unglücklich gemacht werden, um weiter all die Produkte zu konsumieren, die niemand wirklich braucht
3)  Wir "reichen" Menschen in der ersten Welt wollen "das beste aus unserem Leben machen" und "keine Zeit verschwenden", nicht nur im Job, sondern auch in der Freizeit. Dadurch leben wir aber sehr schnell, uns bleibt keine Zeit zum genießen, das süße Nichtstun wird wegrationalisiert aus dem Leben. Wir übernehmen die kapitalistischen Werte aus dem Beruf ins Privatleben. Dabei machen wir aber viel zu viel, und genießen gar nicht was wir tun, und schon werden wir nicht glücklicher.
4) Im Job stehen wir ständig unter wachsendem Druck, das verursacht Stress. Alles muss ständig schneller gehen, oder wir müssen länger arbeiten, wenn wir einen interessanten Job möchten. Wenn nicht, dann ist die Arbeit doppelt dumpf.Auch hierdurch werden wir nicht glücklicher.

So, genug für heute! Ich würde mich über Kommentare, Empfehlungen, Kritik, Wünsche, Verbesserungsvorschläge super freuen... bis bald